Ich lese "Afrika" - einen Ausstellungskatalog (!)

Als wir im September in York waren, haben wir auf dem Fuß- und Radweg antlang der Ouse mit Straßenkennzeichnungsfarbe (heißt das Zeug so?) gemalte Fußgängersymbole gesehen, die sehr nach primitiven Darstellungen von Menschen in Höhlenmalereien oder in Artefakten von "naturnah" lebenden Völkern aussahen (Ich erinnerte mich sofort an die Ausstellung Urformen der Kunst im Rautnestrauch-Joest-Museum). Daraufhin habe ich mir diesen Katalog einer Ausstellung, die ca. 1996 in Berlin gezeigt worden war, besorgt.

Der bisherige Erkenntnisgewinn lässt sich so zusammenfassen:

  • Kunst sind Dinge, die man ohne Ende betrachten kann (Volk der Bamana/Mali).
  • Die Begriffe Afrika und Kunst sind europäischen Ursprungs und waren in der Geschichte nie Teil des Denkens afrikanischer Völker. Insofern ist eine Ausstellung Die Kunst Afrikas eine europäische Ausstellung.
  • Auch wenn die Werke nie als afrikanische Kunst geschaffen wurden, kann es Sinn machen sie so zu betrachten, um evtl. neue (oder auch ganz alte) ästhetische Kategorien zu entdecken, oder vielleicht auch, um sich von Vorurteilen (Die Schwatten? Dat sin doch alles Wilde!) frei zu machen.
Die Beiträge sind spannend und kein abgehobenes Feuilletongebrabbel. Ich lerne viel. Ich lese weiter.

jenaschinder - 3. Nov, 17:50

Weitergelesen

Je länger ich dieses Buch lese, desto mehr gehen mir die Augen auf und über. Die reichhaltige Formensprache, die sich in den verschiedenen Kulturen in den Regionen Afrikas und deren Geschichte finden lässt. Wahnsinn. Und welche Querverbindungen sich sowohl archäologisch/historisch aber auch zur heutigen Kunst ziehen lassen (ich frage mich zum Beispiel gerade, was denn das Bauhaus wirklich neues gebracht hat)- Klasse. Ich bin begeistert - ob diese Ausstllung mal wiederholt werden wird?

jenaschinder - 8. Nov, 19:21

Fertig

Da ich das Buch bald zurück geben muss, habe ich zum Schluss leider nur noch quergelesen. Was ich dabei gelernt habe ist, dass in Afrika offenbar lange vor der Moderne in Europa ein reichhaltiger Formenreigen für die Darstellung von Menschen, Tieren, Dingen existierte, der in dieser Vielfalt wohl einmalig ist (Vielleicht ist es in Ozeanien dank der jeweils isolierten Völker noch ähnlich). Außerdem kommt mir der europäische, halb abschätzige, halb mitleidige Blick auf die Entwicklungsländer mit den chaotischen Zuständen nach der Lektüre einfach erbärmlich vor. Ich glaube dass wir (ich also auch) hier in Europa noch einiges an uns zu arbeiten haben...

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