Texte und Bausteine

10.01.08

Im Mondlicht

Sie haben sich ganz still von der Feier gestohlen und schlendern jetzt, sie bei ihm eingehakt, zwischen Wald und Viehweide. Im Mondlicht liegt bald ein Weiher vor ihnen, in den ein Holzsteg, zum Fischen vermutlich, ragt. "Komm!", sagt er, "Lass uns schwimmen gehen."

Er macht sich von ihr los, läuft zum Wasser und entledigt sich dabei, Stück für Stück, seiner Kleidung. Er schafft es sogar, es bei den Hosen elegant aussehen zu lassen. Dann springt er, nackt und vornüber, ins Wasser. Er taucht ein paar Meter und stößt an die Mondsichel, die sich im See spiegelt und ihm sofort den Kopf bis zum Hals spaltet.

Sie bleibt stehen als er losrennt und schaut ihm nur hinterher. Das Nachtlicht wirft Schattenmuster über seinen Rücken auf dem die Muskeln bei seinen Verrenkungen spielen. "Sein Po", denkt sie, und kommt mit dem Gedanken nicht zu Ende. Langsam geht sie ihm hinterher und sammelt dabei die Sachen, die er weggeworfen hat, ein. Am Ende des Steges zieht sie Ihre Sandalen aus, setzt sich und lässt ihre Füße ins Wasser baumeln.

Ihr Blick geht auf das Wasser und sie sieht, wie es sich langsam von schwarz nach rot verfärbt (seine Aorta ist offen und das Herz pumpt mit jedem Schlag Blut in den See). "Oh wie schön, er ist aber auch ein verrückter Kerl, erst letztens als auf dem Marktplatz plötzlich alles voller weißer Tauben, oder die Blüten, die beim Spaziergang am Fluss ständig an uns vorbeischwammen, wenn er sich jetzt gleich von hinten anschleicht und mich hochhebt (seine Kraft ...), er mich langsam entkleidet, den Reißverschluss meines Kleides, meinen BH, meine Hose, während mir das Wasser aus seinen Haaren, ich werde ihn Küssen, mich an ihn schieben und seine Augen..."

Aber er kommt nicht (kann er ja nicht, hängt wie eine Made am Haken, Futter für die Welse, Forellen und Karpfen) und sie legt, immer noch träumend, seine Sachen sorgsam aufeinander. "Bügeln müsste er das Hemd.", denkt sie kurz. Als ihr dann langweilig und die Füße kalt werden steht sie auf. Sie ist sauer, dass er sie so warten lässt. "Was denkt sich der Typ eigentlich was er mit mir machen kann, eh? So eine bin ich nun auch wieder nicht." Sie dreht sich um und geht. Von weitem hört sie die anderen bald wie sie am Feuer Lieder singen. "Der mit der Gitarre war aber auch ein Süßer. Wenn die Blonde sich den nicht schon gekrallt hat..."

21.12.07

Weihnachtsgedicht

Was wäre Weihnachten ohne selbstgedichtete Belanglosigkeiten:

Es ist ein Ros entsprungen
aus einer Wurzel zart,
wie uns die Alten sungen,
Sankt Niklaus hat 'nen Bart.

Ihr Kinderlein, kommet,
O kommet doch all!
reißt ruhig an den Zweigen,
Bringt den Christbaum zu Fall.

Leise rieselt der Schnee,
Irgendwann tut's gar nicht mehr weh.
Und dann sehe ich plötzlich ganz klar:
Mein nächster Weg führt mich an die Bar.

04.11.07

Selbsterkenntnis? Überbewertet.

Die Bilder, die ich male, was seht Ihr da? Mich?
Die Texte, die ich schreibe - was lest Ihr da? Mich?
Die Worte, die ich spreche - was hört Ihr da? Mich?
Die Haut, die ich trage - was fühlt Ihr da? Mich?
Der Schweiß, den ich vergieße - was schmeckt Ihr da? Mich?
Erkennt Ihr mich?
Erkennt Ihr MICH?
Erkennt IHR mich?
Wer, wenn nicht Ihr?

Die Bilder, die ich male, was siehst Du da? Mich?
Die Texte, die ich schreibe - was liest Du da? Mich?
Die Worte, die ich spreche - was hörst Du da? Mich?
Die Haut, die ich trage - was fühlst Du da? Mich?
Der Schweiß, den ich vergieße - was schmeckst Du da? Mich?
Erkennst Du mich?
Erkennst Du MICH?
Erkennst DU mich?
Wer, wenn nicht Du?

19.10.07

Kaffee

Jeder Schluck
      1000 Tropfen sternklare Nacht.

Jeder Schluck
      1000 Böen arabischen äthiopischen Winds.

Und die Augen sind Stroboskope.

Und die Schläfen hämmern im rastlosen Takt.

Jeder Schluck
      1000 Splitter weißes Rauschen im Kopf.

08.10.07

O.T.

Ein stolzes Heer
Ohne General
In Reih und Glied
Wiegt sich sachte im Wind.

Schwarze Wunden
Statt Orden
Auf weißer Haut
Erzählen von Leben, nicht Siegen.

Birken

27.09.07

Regenwetter

Seit Stunden küssen die Wolken die Erde.
Und zwischen den Lippen,
Auf dem Asphalt,
Fließt Wollust in schamlosen Wellen.

Lodon - Regen

25.09.07

Herbst

Im Wind krachen die Knochen der Äste,
Und die Bäume kotzen ihre Blätter auf den Boden.
Hepatitisaugen,
Ebolafieberflecken,
Schorf von vertrocknetem Blut.
Ein flammendes Virus frisst den Wald,
Der Totengräber ist der Schnee.

20.09.07

Mahlstrom

Ein weißer Strand, aus dessen Sand ich mir Luftschlösser baue.

Wellen reißen sie ein und spülen mich in die See.

Ich lasse mich treiben und trinke das salzige Wasser.

Ein dunkles Rauschen wiegt mich sanft, zieht mich, langsam, dann schneller, zu sich hin.

Der Mahlstrom, mein Abgrund, in den ich stürze, falle, falle, falle, falle

Kannst Du wiederstehen?

24.08.07

Ich mal mir Wolken an den Himmel

Ich mal mir Wolken an den Himmel.
Das Blau ist unerträglich.
Maßlos unendlich.

Ich mal mir Wolken an den Himmel.
Weiße Balken, rechts und links.
Tupfen gleichverteilt.

Ich mal mir Wolken an den Himmel.

Halte mich daran fest.

Schwinge mich hinauf.

Und kann fliegen.

15.08.07

Selbterfüllende Prophezeiung (oder so)

... Ich wache auf. Liege in einem Bett. Mein Mund ist staubtrocken. Mir schwindelt. Die Hände schmerzen. Ich bekomme keine Luft. Geträumt?


Bilder im Kopf
Ich lese ...
Ich mache ...
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polylacnacs
Propaganda
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Taliban & Weihnachtsmann
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