Texte und Bausteine

11.07.07

Die Leiter

Das Gedicht ist damals in der Anthologie ... angst des Kulturforums Alte Post in Neuss erschienen - ich verstehe bis heute nicht warum. Und ich habe es, weil es gerade passte, wieder ausgegraben und neu gestaltet:

die Leiter

Das Originalbild der Leiter stammt von Mayhem Chaos und ist hier zu finden - wenn ich gerade darüber nachdenke, dass die Leiter wirklich aufgebaut wurde ...

01.07.07

Trotzstein

Komm über mich Tag,
Spann mich ein in das immergleiche Mühlrad.

Komm über mich Zweifel,
Nag, friss mich auf.

Komm über mich Nacht,
Lass mich frieren und mach alles dunkel.

Komm über mich Traum,
Weck mich gleich wieder auf.

Kommt über mich wie Wellen,
Seid ein reißender Bach,
Seid ein endloses Meer.

Ich habe Zeit.

23.04.07

Frühlingsduft - und nicht nur das

Was mir noch zum Frühling einfällt
  • Pappelpollenpuschel
  • Wiedereröffnung vom Fliegenswingerclub unter der Deckenlampe
  • Die ersten Rauchzeichen der Grillindianer
  • Allergikeranfälle hallen durch die Straßen
  • Kirschbaumblütenregen (ja, der ist alt, aber immer noch beliebt und wahr)
  • Aprilsonnenstrahlenspitzen kitzeln

03.04.07

Grossraumabteil

... aber eine Sache habe ich noch. Mal wieder ein Gedicht, oder so ... Enstanden auf der Zugfahrt zum Düsseldorfer Flughafen, auf dem Weg nach London.

Großraumabteil

Jeder Mann
Und jede Frau
Alle zusammen
Und dennoch so, als wären alle allein.

Links Kuligeklapper
Und rechts schreit ein Kind.
Hinten Bum Bum aus dem iPod
Und vorne Beziehungen am Mobiltelefon.

Jeder Mann
Und jede Frau
Alle zusammen
Und dennoch so, als wären alle allein.

Links wird die Nase gepopelt
Und rechts stinkt McDonald's.
Hinten kalter Zigarettenrauch
Und vorne 'ne Fahne von letzter Nacht.

Jeder Mann
Und jede Frau
Alle zusammen
Und dennoch so, als wären alle allein.

Wäre doch kaum auszuhalten,
Wenn alle aufeinander achteten.

03.03.07

Leichen pflastern unsere Straßen

Die Glieder verbogen, die Haut zerfetzt, so liegen sie auf der Straße und tun ihre letzten Atemzüge, plustern sich auf bei einer Böe und fallen dann kraftlos wieder in sich zusammen.

Regenschirmleichen, in Hauseingängen und am Straßenrand. Vom Wind zerfressen, vom Träger weggeworfen und vergessen. Der Mülleimer als Massengrab.

18.01.07

Der Wind ...

... der einem Bäume auf den Schädel wirft, macht Schluss mit dir und deinen Erinnerungen.

Der Wind ...

... der einem kleine Stöckchen ins Gesicht bläst, weht Erinnerungen herbei. Wie wir als Kinder die Flügel der Weihnachtspyramide abbrachen. Wie ich meinem Bruder der großen Zeh umbog, bis er sich geschlagen gab. Wie wir den Reisig für das Osterfeuer zusammenkehrten. Wie ...

Der Wind ...

... der einem bis in die Stirnhöhle bläst, weht Erinnerungen herbei. Wie wir als Kinder im Wald unter den Wurzeln der gestürzten Bäume spielten. Wie wir Sylvester auf der Brücke standen und es auch noch schneite. Wie wir nachts in Frankreich die riesigen Wellen der Sturmflut bestaunten, und der Strand am nächsten Tag ganz anders aussah. Wie ...

28.11.06

Burn Weihnachtsmarkt, Burn!

Inzwischen hat ja wohl überall das Weihnachtsmarktgeschäft begonnen. Für mich ein Grund endgültig in Endzeitstimmung zu verfallen, da ich jeden Abend auf dem Weg nach Hause meinen Weg durch Touristenhorden, Glühweinalkoholiker und verzückte Billigromantiker bahnen muss. Und es ist endlich mal wieder ein Anlass etwas literarisches zu schreiben - was mich, um ehrlich zu sein, doch überrascht hat.

Das Stück ist ein literarisches Flugi gegen Überkommerz, eine misanthrope Adventslitanei (auch wenn es mehr als 4 Strophen hat), eine apokalytische Vision, ein Traum von der Demaskierung unserer Konsumwelt. Aber um es kurz zu machen, hier ist es:

Wann brennt der Aachener Weihnachtsmarkt?

Und wieder ist es Zeit für den gelben Schimmer,
der Funzelglühbirnen, des falschen Silbers und des falschen Goldes,
der nur den Betrug überglitzern soll.
Und wir stehen hier und staunen und glauben.

Und aus von Tannengrün umhüllten Lautsprechern
dröhnt Trompetengequake und Glöckchengebimmel herab -
Indifferentes, antiaggressives, weichspülerhaftes Knabenchorgeheule.
Und wir schunkeln und summen dazu.

Und halberfrorene 400-Euro-Jobber bieten uns
(in Asien? von Kindern?) hand(?)gefertigte Dinge an.
Dinge, die wir nie wieder haben wollten.
Und wir wollen sie und kaufen sie.

Und die Fressbuden reichen Fleisch seltsamer Provenienz über die Theke.
Zur Unkenntlichkeit gemahlen, mit Ersatzdarm umhüllt,
in unergründlicher Sauce ertränkt.
Und wir schaufeln das in uns rein.

Und der rote Saft hört niemals auf zu fließen,
aus Wasser, billigem Schnaps, Farbe und synthetischen Gewürzen gemischt,
bis zur Geschmacksunkenntlichkeit erwärmt.
Und wir verkleben damit unsere Mäuler.

Wenn es hier echte Freude gäbe in der nächsten Zeit,
wenn denn einer mal NEIN sagte, zu diesem Wahnsinn,
wenn denn jemand in diesem Rausch zur Liebe fähig wäre,
wir wären doch alle sehr überrascht.

Und so bleibt uns nur zu träumen.
Von einer helleren, einer wärmeren, einer schöneren Zeit.

Burn Weihnachtsmarkt, Burn!


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